Ausschreibung

Modellprojekt „Familienfreundlichkeit in Theaterbetrieben“

Das Frauenkulturbüro NRW ist die Stimme von Künstler*innen mit ihren Bedürfnissen und Forderungen und nutzt diese, um thematische Impulssetzung von aktuellen Themen im kulturpolitischen Kontext zu formulieren.

Das Frauenkulturbüro sieht sich als Mediatorin zwischen Künstler*innen mit ihrer geschlechterpolitischen Wirklichkeit und politischen Entscheidungsträger*innen und arbeitet so kontinuierlich an der Transformation hin zu geschlechtergerechten Lebens- und Arbeitsbedingungen. Wir erarbeiten konkrete Vorschläge zur geschlechtergerechten Teilhabe, wobei ein wesentlicher Schwerpunkt in der Vereinbarkeit von Familienarbeit und künstlerischer Erwerbsarbeit liegt.

Seit 2018 beschäftigt sich das Frauenkulturbüro NRW mit der Gleichstellung von weiblich gelesenen Personen in den Darstellenden Künsten. Es wurden die Missstände in Führungs-und Leitungspositionen in den Darstellenden Künsten im Symposium „Wonderlands“ im Schauspielhaus Düsseldorf er- und bearbeitet. Die Ergebnisse des Symposiums wurden 2019 in einem Runden Tisch mit allen wesentlichen Initiativen und Partner*innen wie dem Deutschen Kulturrat, dem Deutschen Bühnenverein, der Dramaturgischen Gesellschaft, dem Ensemblenetzwerk, dem Regienetzwerk, dem Bund der Szenografen und Pro Quote Regie konkretisiert und weiter vertieft. Im Weiteren wurde der Künstlerinnenpreis NRW 2019 im Bereich Dramaturgie ausgeschrieben und vergeben.

Das Thema Familienvereinbarkeit hat im Laufe der Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen, da von einer Retraditionalisierung[1] zu sprechen ist und wir ausgebildete Künstler*innen verlieren oder schon verloren haben. Der Landesmusikrat Berlin hat dementsprechend Umfragen getätigt und im Februar 2021 überlegen 11% der Musiker*innen den Beruf zu verlassen bzw. 1,6% der Musikinnen haben den Beruf schon verlassen.[2]

Aus diesem Grund heraus erfährt das Thema Familienvereinbarkeit in der Kultur eine immense Bedeutung, so dass das Frauenkulturbüro NRW ein dreistufiges Projekt zur Familienvereinbarkeit in den Darstellenden Künsten entwickelt hat.

Dieses Lehrforschungsprojekt soll in verschiedenen Stufen erfolgen und hat die Zielsetzung nicht nur familienfreundliche Bedingungen und Parameter für Theaterbetriebe zu erkennen und zu benennen, sondern diese systemisch modellhaft an einem Haus zu implementieren, umzusetzen und als funktionierendes best-Practise Beispiel weiteren Theatern in NRW und bundesweit als Anregung zu dienen. Im besten Fall können Qualitätsstandards für familienfreundliche Theater und gleichzeitig Handreichungen zur Implementierung zu generieren.

Stufe 1 (Juni 2022 – Dezember 2022)

Eine Desk- Research, welche untersucht, ob bzw. welche funktionierenden Modelle zum Thema Familienfreundlichkeit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf schon an deutschen Theatern und Kulturinstitutionen zum Einsatz kommen. Hier ist ein kleiner Ausblick ins europäische Ausland gewünscht. In dieser Stufe soll die Recherchearbeit eine Checkliste an möglichen Modellen/Ideen erstellen und zusätzlich die vorhandenen Parameter in den o.g. Theatern und Institutionen analysieren. Der Übergang zu Stufe 2 ist in Form einer Kick-Off Veranstaltung geplant.

Stufe 2 (Januar 2023 – Juli 2023)

Es gilt die in Stufe 1 erarbeitete Checkliste mit Kulturinstitutionen und Theatern rück zu koppeln und so auf das Umsetzungspotential  und -möglichkeiten zu überprüfen. Es gilt die realen Bedingungen mit den in Stufe 1 festgestellten notwendigen Parametern abzugleichen und gemeinsam mit den Institutionen einen Change-Management Prozess zu definieren und ein Handbuch  für den Change Management Prozess zu erarbeiten.

Weitere Zusatzoptionen:

  1. Beauftragung einer Zertifizierungsagentur: Entwicklung Label für einen Familienfreundlichen Kulturbetrieb
  2. Involvierung weiterer wissenschaftlicher Perspektiven bspw. Genderaspekt der Arbeitswissenschaft in den Darstellenden Künsten

Stufe 3 (September 2023 – Juli 2026)

Das in Stufe 2 mit Kulturinstitutionen erarbeitete Handbuch wird modellhaft durch interessierte Theater in NRW mehrjährig in den Betrieb implementiert. Parallel zur inhaltlichen Umsetzung der Ergebnisse der Stufe 1 und 2 wird die Implementierung in den Betrieben wissenschaftlich   begleitet und somit evaluiert.

Anpassungen des Projekts erfolgen mit dem Projektfortschritt.

Diese Ausschreibung betrifft lediglich ein Angebot für Stufe 1. Die Durchführung der Stufen 2 und 3 hängt von den genehmigten Mitteln im Jährlichkeitsprinzip ab und kann erst nach Abschluss und Auswertung der vorangegangenen Stufen gesichert werden.

Wir suchen eine*n  promovierten Wissenschaftler*in mit institutionellem Hintergrund (Universität, Hochschule) aus den Bereichen Kulturpolitik, Kulturmanagement, Soziologie, Philosophie oder Arbeitswissenschaft, welche*r umfassende Kenntnis und Erfahrung im Bereich der Darstellenden Künste hat und sich mit Change-Management Prozessen und innovativen Cultural Leadership Konzepten auseinandersetzt . Er/ Sie muss mit den Strukturen und Arbeitsweisen in den Institutionen der Darstellenden Kunst zutiefst vertraut sein, aber auch Kenntnis über die Freie Szene haben. Der aktuelle Diskurs in Hinblick auf Familienvereinbarkeit sollte bekannt sein. Die Kenntnis der systemischen und soziologischen Genderproblematik sollte nicht unbekannt sein und muss in diesem Projekt mitgedacht werden.

Leistungsumfang Stufe 1

  • Grundkonzeption des Desk Research
  • Entwicklung des Untersuchungsdesgins
  • Projektmanagement des Desk Research
  • Abstimmungen und Anpassungen mit dem Auftraggeber
  • Literatur und Datenbankrecherche
  • Grafische Aufbereitung der Ergebnisse
  • Falls im Untersuchungsdesign vorgesehen
    • Online Befragung mit Fragebogenentwicklung, Einladung zu Onlinebefragung und Durchführung der Online Befragung
    • Qualitative Befragung: Rekrutierung der Teilnehmer*innen für die Einzelinterviews (mit Unterstützung der Auftraggeberin), Leitfadenentwicklung, Durchführung der Interviews, Inhaltsanalytische Auswertung und Zusammenfassung
  • Zusammenführung der Ergebnisse
  • Erstellung eines Gesamtberichts im PowerPoint Format
  • Wissenschaftlicher Ergebnisbericht
  • Abschlusspräsentation beim Auftraggeber
  • Planung und Durchführung einer Kick-Off Veranstaltung für Stufe 2

Enthaltene Kosten

  • Kosten für die Nutzung von Datenbanken bzw. Einkauf von Literatur
  • Reisekosten (auch für Studierende)
  • Büromaterial
  • Telefonkosten

Zeitplan – Juni 2022 Grundkonzeption

  • Ab Juli 22 Durchführung, Recherche, Interviews und Befragung
  • November 22 Analyse und Berichterstellung
  • Dezember 22 Präsentation

Die Kostenkalkulation umfasst die im Leistungsumfang genannten Tätigkeiten inkl. 7% MwSt.

Falls in der Grundkonzeption der Desk Research leitfadengestützte Interviews angedacht sind, erfolgen diese telefonisch oder digital.

Ergebnislieferung

Die ermittelten Ergebnisse werden in einer Powerpoint Präsentation inkl. grafischer Aufbereitung der Ergebnisse und mit einem wissenschaftlichen Ergebnisbericht inkl. zielgruppen-, sparten sowie milieuspezifischer Analyse und Parameterdefinition und -beschreibung.

Die Ergebnisse werden der Auftraggeberin vorgestellt.

Ausschreibungen bis zum 30.4. 22 bitte an info (@) frauenkulturbuero-nrw.de

Für Nachfragen steht Ihnen Frau Meyer unter meyer (@) frauenkulturbuero-nrw.de zur Verfügung.


[1] Boeckler-Impuls 2020_08, Seite 4

[2] https://www.landesmusikrat-berlin.de/fileadmin/musikpolitik/Ergebnisse_Website_Stand_2021-01-27.pdf